Immer wieder sorgen Kinofilme wie zum Beispiel «After Death» oder einzelne Berichte von Nahtoderfahrungen für viel mediale Aufmerksamkeit. Eine häufig aus den Erfahrungen beschriebene Erkenntnis ist die mit Bestimmtheit gewonnene Überzeugung, einen Einblick ins Jenseits gewonnen zu haben. In der Folge scheinen viele Personen überzeugt zu sein, dass das Leben nach dem Tod weitergehe. Allerdings gibt es auch viele Menschen, die von einer ähnlichen Erfahrung sprechen, jedoch auch andere Schlüsse aus dem Erlebten ziehen.

Die in den Medien populär diskutierten Berichte und Erkenntnisse werden aus dem Blickwinkel verschiedener Wissenschaftsdisziplinen erörtert. Die Neurobiologie vermutet Ausschüttungen von Botenstoffen, die visuelle Eindrücke simulieren können, wie es in Nahtoderfahrungen berichtet wird. Psychologen beschäftigen sich mehr mit den Folgen von aussergewöhnlichen Erfahrungen für die betroffene Person und diskutiert das Thema im Kontext traumatischer Erfahrungen. Die Geschichtswissenschaft versucht, das Phänomen historisch aufzuarbeiten, in der Kulturwissenschaft gibt es Bestrebungen, ähnliche Erfahrungen kulturübergreifend zu thematisieren.

Die Stimmen sind zum Teil laut, emotional, manchmal etwas schrill. Die Meinungen sind zum Teil widersprüchlich oder kompromisslos. Auf der einen Seite gilt die religiös-spirituelle Bedeutung von Nahtoderfahrungen als kaum zu unterschätzen. Auf der anderen Seite gelten Berichte von Nahtoderfahrungen als Phantasien von Menschen, die sich einfach nur wichtig machen wollen.

Dabei geraten viele Berichte von Betroffenen ausser Acht, die sich keiner dieser Extrempositionen anschliessen lassen. Sie sehen sich inmitten einer sehr kontroversen Diskussion, die es nahezu verlangt, klare Positionen einzunehmen. Das Erfahrene ist aber nicht immer derart klar einzuordnen, weil es auch weitestgehend mit der eigenen Person, mit den eigenen, bisher gemachten Erfahrungen in einem Zusammenhang steht. Das Erfahrene kann bisherige Überzeugungen in Frage stellen – aber auch bisher Vermutetes bestätigen. Die Bedeutung, die dem Erfahrenen beigemessen wird, scheint wichtiger, als das, was tatsächlich erlebt wurde. Denn bei allen Gemeinsamkeiten, Lichtempfindungen, Antreffen von Verstorbenen, Gefühlen des Aufgehobenseins – die individuelle Ausprägung macht das Erlebte einzigartig, weil es auch in einem einzigartigen Lebenszusammenhang steht.